aus dem Wahlkreis Anja Müller

Getrennt gemeinsam?

Kreistagsfraktion WartburgkreisAnja MüllerBO Altensteiner Oberland

In seiner nächsten Sitzung wird der Schulausschuss dem Kreistag eine Empfehlung zur Gemeinschaftsschule in Bad Liebenstein geben. Die Kreistagsfraktion der LINKEN steht dem Kerngedanken der Gemeinschaftsschule, dem längeren gemeinsamen Lernen, äußerst positiv gegenüber. Deshalb suchte man bereits im Herbst des vergangenen Jahres den Kontakt zur Regelschule Bad Liebenstein, um sich das Konzept der geplanten Gemeinschaftsschule erläutern zu lassen. Die Bad Liebensteiner Pädagogen und Eltern haben nach Ansicht der LINKEN ein Thema angestoßen, welches nun endlich auf die Tagesordnung in ganz Thüringen gehört. Dies sei das Verdienst der Liebensteiner.

Fraktionsmitglied und Schulausschussmitglied Falk Hausdörfer, der selbst als Lehrer arbeitet, sieht jedoch mit seiner Fraktion unter den gegebenen Umständen für die nachhaltige Entwicklung einer Gemeinschaftsschule keine Chance. Dies liege aber nicht an den handelnden Akteuren vor Ort. Seine Kritik richtet sich an das Thüringer Kultusministerium, welches nicht bereit sei, das längere gemeinsame Lernen flächendeckend einzuführen und im Gegensatz dazu weiterhin auf die frühe Trennung nach der 4. Klasse setze. "Eine Gemeinschaftsschule bei gleichzeitiger Beibehaltung des Gymnasiums ab Klasse 5 kann es nicht geben, es wäre eine Regelschule mit einem anderen Namen und käme einem Etikettenschwindel gleich. Im Grunde genommen ändert sich nichts. Gemeinsames Lernen kann doch aber logischerweise nur gemeinsam gehen und damit ist eben auch jetzt nach der 4. Klasse Schluss" so Hausdörfer, der harsche Kritik am Bildungsstandort Deutschland übt. Von einem "Bildungssystem" könne nicht mehr die Rede sein, man habe einen chaotischen Flickenteppich mit hunderten kleinkarierten und unterschiedlichen Gesetzgebungen in den verschiedenen Bundesländern. Eine konsequente Bildungsreform sei in Deutschland (wie auch in Thüringen) längst überfällig, dazu gehöre das endgültige Beenden des Trennens und Separierens der Kinder nach Klasse 4, so Hausdörfer weiter. Unter den jetzigen Bedingungen bestehe sogar die Gefahr, dass sich womöglich das gut gemeinte Projekt Gemeinschaftsschule in drei bis vier Jahren totgelaufen habe. "Wir als LINKE möchten aber die Gemeinschaftsschule flächendeckend für Thüringen", so Falk Hausdörfer abschließend.